Tatort Porto – Montagmorgen um 11.00 Uhr im Portweininstitut

Blick aus dem Kathedralenfenster auf die Altstadt

Wir sind Wiederholungstäter – vor Jahren waren wir mit unserem jüngeren Sohn in Lissabon und besuchten um 11.00 Uhr das dortige Portweininstitut zur Verkostung. Dieses Erlebnis öffnete uns den Gaumen für erlesenen Portwein. Ein Jahrzehnte gereifter Tawny kann eine solch umwerfende Geschmacksfülle und Komplexität entfalten, die einfach unvergleichlich ist. Lest hier, wie es uns in Porto ergangen ist!

Porto sehen und sterben?

In einem der Reiseführer finde ich diese Überschrift und ich werde neugierig, was es damit auf sich hat. Sollte man Porto unbedingt kennen lernen und dann hätte man alles gesehen, was das Leben zu bieten hat? Sollte man diese Stadt meiden, weil dann alles andere, was man danach kennen lernt blass erscheint?

Weder noch. Der Titel eines Spielfilmes regte wohl dazu an, diese Überschrift zu wählen. Es stimmt: Porto war und ist eine „Filmkulisse", eine „Märchenwelt". Ihr morbider Charme scheint die Menschen magnetisch anzuziehen.

Seit die wunderschöne Flussmündung des Duoro besiedelt wurde, ist viel Wasser in den Atlantik geflossen und die heute reiche Handels-, Industrie-, Kultur-, aber vor allem Tourismusmetropole wird von so vielen Menschen aus aller Herren Länder besucht, dass man tagsüber an manchen Straßenkreuzungen in einen zähen Fußgängerstau gerät, wenn fünf oder sechs Kreuzfahrtschiffe ihre Urlauber ausgesendet hatten.

Wir haben Porto nicht auslassen wollen auf unserem Weg nach Süden und das war gut so. Am 5. September erreichen wir die Einfahrt des geschäftigen, aber etwas schmuddeligen Industriehafens und nutzen zunächst eine der gelben Tonnen, die direkt vor der Marina liegen. Hier fahren die Dickschiffe und etliche Kreuzfahrtschiffe ein und aus, was uns zunächst Respekt einflößt. Aber die Lotsen verstehen ihre Profession und außer Schwell haben wir nichts zu befürchten.

Einen Tag unter die Einheimischen mischen

Dennoch verlegen wir uns am Samstag, 6.9., in die Marina. Es gibt einige Bootsarbeiten zu erledigen und auch das Waschen steht an. Das ist für den Leser nun vielleicht nicht so spannend, aber wir nutzen diese Gelegenheiten, um die Einheimischen näher kennen zu lernen und zu schauen, wie diese so leben. Also holen wir unsere Räder heraus und strampeln bergan zum Waschsalon. Die Wartezeit nutzen wir, um in den nahen Supermärkten einzukaufen. Hier gehen die Einheimischen ein und aus, die Inflation ist hoch, Alt und Jung grüßen einander, man wählt geduldig und mit Bedacht und die zahlreichen Security – Mitarbeiter beobachten mit Argusaugen das Geschehen. Um uns große Neubausiedlungen, modern, hell, viel Beton, wenig Grün. Der Straßenverkehr gereizt, man muss sich als Radelnder in Acht nehmen. Hilfe bekommen wir, wenn wir die Bedienung der Waschmaschine nicht gleich verstehen, mit einem liebevollen, neugierigen und nachsichtigen Lächeln.

Abwärts mit viel Gepäck geht es sehr geschwind und dann sind wir frei für zwei Besichtigungstage.

Am Duoro sitzen, auf die Brücke und die Altstadt schauen und staunend genießen

Sonntags ticken die Uhren in Porto anders und die Busse fahren selten oder gar nicht. Aber auch das lieben wir: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein und die Menschen kennen lernen, die vor Ort leben. Lange stehen wir an der Bushaltestelle nahe der Marina, mehrere Abfahrtszeiten verstreichen, bevor wir dann doch aufgeben und ein Taxi (Bolt, Tesla) rufen, mit dem wir in die Innenstadt gelangen und uns direkt vor der Brücke Luis I absetzen lassen. Und peng! Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Der Urlauberstrom wälzt sich am späten Vormittag über die Brücke auf die andere Seite des Flusses nach Vila Nova de Gaia und wir ergattern dort in einem Restaurant direkt am Wasser zwei hübsche Plätze, um den Anblick all der Sehenswürdigkeiten bei einem kleinen Imbiss auf uns wirken zu lassen.

Sprachen aus aller Herren Länder umschwirren uns. Eifrig werden die Postkartenmotive mit den Handys eingefangen. Über uns schweben die Gondeln der Seilbahn den Berg hinauf. Die alten Häuser mit ihren fantasievoll gekachelten Fassaden und dem Jugendstil angelehnten Balkonelementen beherbergen scheinbar unzählige Bars, Restaurantes und Souvenirläden.

Das Geschäft mit den Waren aus Kork und den Sonnenhüten lohnt. Die Bootsanleger für die Duoro – Fahrten sind zahlreich und auf dem Fluss tummelt sich schon eine bunte Besichtigungsschar mit unterschiedlichsten Fortbewegungsmitteln und in teilweise beämgstigenden Tempi.

Die Keller mit den Portweinfässern lassen wir links liegen, denn wir wollen später eine private Portweinverkostung für uns organisieren. Also steigen wir die verwinkelten Gässchen hinauf, bewundern die zum Nachdenken anregenden Street Art Fassaden und erhaschen so manchen herrlichen Ausblick auf diese wunderschöne Stadt.

Oben angekommen nehmen wir den Schwindel erregenden Fußweg zurück über die Brücke auf die andere Flussseite. An den Geländern bunte Vorhängeschlösser der Neuvermählten. Wir verstehen, dass man sich vor dieser Traumkulisse zur Hochzeit zusammenfinden möchte.

Die majestätische Kathedrale auf dem Hügel Pena Ventosa ist natürlich eines unserer Besichtigungsziele, angepriesen als Symbol der reichehaltigen Geschichte des kulturellen Erbes Portugals. So verbinden sich in diesem Bauwerk romanische Wucht, gotische Eleganz und barocker Glanz zu einem einzigartigen Ensemble, welches, auch heute noch Bischofssitz, als Ort gelebter Religionsausübung existiert und gleichzeitig als UNESCO – Weltkulturerbe geschützt wird.

Für uns sind vor allem die vielen Azulejos interessant und der Aufstieg auf den Turm beschert uns einen atemberaubenden Blick über die Stadt. Die Pracht der Altäre zieht uns in ihren Bann und die Größe und Wucht der Räume eröffnet trotz des Besucherstromes Zeit für Einkehr und Besinnung.

Dann trudeln wir durch die Altstadt und nehmen die brodelnde Atmosphäre bewusst auf. Der Rückweg gelingt Dank Metro und zu Fuß unseren Vorstellungen entsprechend. Die Züge sind gut gefüllt, Jung und Alt gelangen schnell von A nach B. Quirliges Treiben beim Aus – und Einsteigen hält sich in Grenzen und die Frequenz der Ticket Kontrollen ist ausgesprochen hoch.

Die älteren Portugiesen tragen Sonntagskleidung und sind dadurch leicht von der manchmal lautstarken Touristenschar zu unterscheiden. Im Industriehafen liegen wir nun wieder an der Boje und betrachten die abfahrenden Kreuzfahrtschiffe.

Das Portweininstitut

Montag, 8. September. Schon lange wollen wir ins Portweininstitut. Wir kennen eine ähnliche Einrichtung aus Lissabon und hatten vor vielen Jahren dort eine beeindruckende Portweinverkostung erlebt. Ähnliches wollen wir heute wiederholen. Über die große Klappbrücke beim Industriehafen laufen wir zur Metrostation und fahren in die Innenstadt. Wir wissen, dass im Portweininstitut ab dem späten Vormittag Führungen und Weinverkostungen stattfinden. Wie durch ein Wunder sind wir die einzigen Interessenten und werden vom Herrn des Hauses pesönlich durch die Einrichtung und die Ausstellungsräume geführt. So erfahren wir sehr viel Neues über den Weinanbau und die Portweinherstellung im Duorogebiet und wir lernen, dass das Institut als Kontrollzentrum die Güte und Qualität der Erzeugnisse bewertet und überwacht, entsprechende Zertifikate vergibt und somit den Schutz der „Marke" ermöglicht.

Lange suchen wir bei einer anschließenden Verkostung einen „Favouriten" zum Mitnehmen, können uns aber nicht entschließen, einen der teuren Portweine mit an Bord zu nehmen. Das Erlebnis von Lissabon konnten wir leider nicht wiederholen.

Porto sehen, aber nicht sterben, sondern erleben und dann wieder ablegen

Porto sehen, aber nicht sterben, sondern erleben und dann wieder ablegen.... denn es zieht uns weiter Richtung Süden und es erwartet uns ein Windfenster, was genügen dürfte, um uns mindestens bis nach Lissabon zu treiben und wir wollen erleben, wie sich die Algarve anfühlt. Mit allen Sinnen! Und so machen wir uns am frühen Morgen des 9. September auf den Weg, an der Westküste Portugals entlang. Es wird eine längere Überfahrt geben und wir hoffen, dass die Wettervorhersagen stimmen und wir diese rauhe Tour gut meistern.